Samstag, 27. Oktober 2012

Torres del Paine - Wie macht man aus einem "W" ein "U"?!

Wir haben uns wieder auf gemacht nach Chile. Ziel ist der Torres del Paine Nationalpark nahe Puerto Natales. Im Reiseführer steht "... sogar der stolzeste Argentinier macht sich auf, um den Nationalpark in Chile zu besuchen..." also quasi ein Natur-Highlight und daher ein "Muss" für uns.
Der Wetterbericht sagt schon nicht so super voraus, aber was weiß der schon. Und so packen wir Proviant für 5-6 Tage ein und ein wenig mehr Sprit für den Kocher und fahren mit dem Bus zum NP.
Es gibt zwei sehr bekannte Wanderrouten im Park. Das W, eine Route die auf der Landkarte wie ein W aussieht, da man in drei Täler wandert und den Circuito, eine ca. 10 Tage dauernde Umrundung des Hauptgebirgssstockes, die das W auch inkludiert, die ist aber derzeit nur mit Guide zu machen.
Im Park fahren wir zuerst mit dem Boot noch über einen See und kommen am Camping Pehoe an. Dort machen wir uns zuerst Wetter tauglich, sprich Regenhose, Regenjacke und darüber noch den Poncho, denn wir haben typisch patagonisches Wetter. Es regnet, graupelt, schneit, dazwischen scheint die Sonne und das Ganze wird von heftigen Windböen begleitet.
Laut Parkranger ist der freie Campingplatz Los Guardias zu, aber wir gehen, wie so einige Andere trotzdem hin, und campen dort. Hier haben wir auch Ausblick auf den Grey Gletscher und am Abend zeigt sich sogar noch einmal die Sonne.





Ganz trocken ist die Nacht leider nicht geblieben und so packen wir das nasse Zelt ein und machen uns auf den Rückweg. Es nieselt und regnet immer wieder und der Wind ist heute viel stärker als gestern. Im Refugio Pehoe machen wir Mittagspause und versuchen uns ein wenig auf zu wärmen und die Kleidung zu trocknen. Dann starten wir wieder und jetzt regnet es so richtig. Wir gehen weiter bis zum nächsten Campingplatz Italiano. Dort beschließen wir zu bleiben und bauen im Regen unser Zelt auf. Macht nichts, ist ohnehin schon nass, genauso wie unsere Kleidung und die Schuhe. Es gibt einen kleinen Unterstand in dem wir kochen. Außerdem ist dort eine Hütte mit einem Ranger. Bei ihm können wir unsere Schuhe und ein bisschen Kleidung zum Trockenen über Nacht lassen, hilft leider nicht sehr viel. Foto gibt es kein einziges von diesem Tag :-)

Am nächsten morgen entscheiden wir uns einen Versuch ins Valle de Frances, sozusagen der mittlere Strich des W, zu machen. Wir gehen los und nach ca. 500m stapfen wir schon im Schnee. Ein Aussichtspunkt zeigt uns, oder eben auch nicht, das Wetter weiter hinten im Tal. Somit beschließen wir umzukehren. Wir packen unsere Sachen zusammen und gehen weiter Richtung Campamento Torres, ein sehr weiter Weg. Je weiter wir vom Valle Frances weg kommen, desto schöner wird das Wetter. Es regnet nicht mehr, nur ein wenig Schnee fällt und ab und zu zeigt sich die Sonne. Nach ca. 7h erreichen wir das Refugio Chileno. Dort trockenen wir das Zelt ein wenig und kochen. Es gibt sogar eine Dusche mit heißem Wasser, das lassen wir uns nicht entgehen. Danach steigen wir noch auf zum Campamento Torres, wo wir um 7 Uhr ankommen und nur noch unser Zelt im ca. 10cm tiefen Schnee aufbauen.

Die Nacht wird kalt und kurz. Als um 5:45 der Wecker läutet haben wir 0° im Zelt. Wir machen gleich einen Kaltstart zum ca. 300hm höher gelegenen Mirador de los Torres. Gestern war der Weg gesperrt, aufgrund des vielen Neuschnees. Heute ist er offen und vor uns haben sich, zum Glück, schon zwei Tapfere aufgemacht und Spuren, im bis zu Knie tiefen Schnee, gestampft. Die Sicht ist sehr schlecht und der Weg rutschig und anstrengend. Sylvia beschließt daher umzudrehen. Ich stapf weiter und komme nach 1h am Aussichtspunkt an, nur die Aussicht fehlt. Die unglaublich schönen Felstürme zeigen sich nicht. Ich versuch dann noch einen Geocache zu finden und robbe durch den Tiefschnee, hab aber auch kein Glück und so mach ich mich an den Abstieg. Unten angekommen packen wir unser Zelt und gehen zurück zum Refugio Chileno, wo wir frühstücken. Jetzt zeigt sich sogar die Sonne. Wir machen uns auf zum letzten Abstieg und kommen Mittag am Refugio Torres an. Von hier startet der Bus zum Ausgang des Parkes.
Da die Sonne scheint, der patagonische Wind bläst und wir noch fast 2h Zeit haben, bauen wir unser Zelt auf und verteilen unsere Ausrüstung auf die umliegenden Bäume zum Trocknen. Jetzt zeigt sich auch einer der Felstürme weit oben ein wenig.

Leider hatten wir diesmal nicht so viel Glück mit dem Wetter wie in El Chaiten. Wir haben leider fast keine Berge gesehen. Dafür eine Menge Erfahrungen gesammelt. Einen ganzen Tag im Regen wandern, nasses Zelt aufbauen und gegen das Aufgeben kämpfen, Sprichwort Schokolade und Kekse, ist auch viel wert.

Und das ist die Geschichte, wie wir aus einem "W" ein "U" gemacht haben. Einfach das Valle de Frances auslassen.

Jetzt sind wir wieder in Puerto Natales und hier geht auch der Wind. Da gibts gleich noch ein Video und einige Fotos sind auch dabei.



Chile - Torres del Paine, Puerto Natales



Montag, 15. Oktober 2012

Cerro Torre, Fitz Roy zeigt euch - Los Glaciares National Park

Cerro Torre und Fitz Roy, wer bei diesen beiden Namen keine Gänsehaut und feuchte Augen bekommt - naja, ich hab euch trotzdem lieb - den Wissenden würde ich raten, sich die Augen trocken zu wischen. Es gibt Fotos ohne Wolken, Sonnenaufgang und Sonnenuntergang und unglaublich schöne Landschaft.

Ja wir haben uns, nach einer kleinen Pause in El Calafate, aufgemacht, um in die "Capital Nacional del Trekking" El Chaltén zu fahren. 3 Stunden dauert die Fahrt und in der letzten Stunde hat man schon die Skyline, das Gustostückerl Patagoniens Bergwelt vor Augen. Wir haben klares Wetter und können Cerro Torre und Fitz Roy schon von Weitem sehen.
Im Büro des Nationalparks bekommen wir noch eine Einschulung was erlaubt ist und was nicht, außerdem eine kleine Karte und dann ziehen wir gleich los.
Wir haben alles in unseren Rucksäcken mit, um 4-5 Tage autonom zu überleben. Zelt, Schlafsack, Matte, Benzinkocher, Reservesprit, Geschirr, Nahrung und Kleidung für schlimmes Wetter.

Unser erstes Ziel ist der ca. 3h entfernte Campingplatz am Lago Torre. Dort gibt es ein Dixiklo und einen Fluß, mehr braucht man nicht. Der Weg ist einfach und so haben wir noch Kraft um die 1h zum Mirador Maestri zu bewältigen. Dort packen wir den Kocher aus und bereiten uns einen Kaffee, mit Ausblick auf den Cerro Torre, Torre Egger, Punta Herron und Cerro Standhard. Es ist unglaublich. Wir hatten gehofft diesen Berg einfach nur zu Gesicht zu bekommen, das war einer der großen "Eckpunkte" unserer Reiseplanung für Südamerika. Jetzt sitzen wir hier mit Kaffee und haben freie Sicht auf die Berge, kein Wind und fast blauen Himmel. Manche Kletterer warten 3 Wochen oder länger, um einen Besteigungsversuch zu unternehmen und müssen dann oft aufgrund von schlechtem Wetter unverrichteter Dinge abreisen.
Nach der Pause gehen wir zurück zum Camp und bauen unser Zelt auf. Jetzt kommt Wind auf und das Abendessen gibts "versteckt" hinter einem Steinbiwak mit Blick auf den Cerro Torre.

Für den Sonnenaufgang stehen wir schon früh auf. Leider ist der Gipfel heute in Wolken. Die Bilder die die Morgensonne zaubert sind dennoch unbeschreiblich. Nach dem Frühstück packen wir und machen uns auf den kurzen Weg zum Camp Poincenot. Nach 3h Stunden sind wir auch schon da und stellen unser Zelt auf. Nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg zum Aussichtspunkt Laguna de los Tres. 1h später sind wir 400hm höher und dem Fitz Roy schon sehr nahe. Vor uns ist die Schnee bedeckte Lagune und von einem nahen Aussichtspunkt haben wir einen super Blick auf die tiefer gelegene Laguna Suica. Wir warten auf den Sonnenuntergang und das dauert. Uns wird schön langsam kalt und so macht sich Sylvia an den Abstieg. Auch ich folge einige Foto später. Ist gar nicht so schlimm, wir haben von unserm Zeltplatz Blick auf den Fitz Roy und sehen uns den Sonnenuntergang dort an. Wenn das nicht geil ist :-)

Am nächsten Morgen läutet der Wecker um 5:30, Sonnenaufgang an der Laguna 400hm höher ist angesagt. Leider sind um den Berg viele Wolken und so spar ich mir den Aufstieg und kuschle mich nochmal in den Schlafsack. Um 6:15 wirds aber dann wirklich Zeit. Wir wählen einen Baumstamm als Frühstücksplatzerl und machen uns ans Zähneputzen. Und plötzlich, leuchtendes Rot strahlt uns von den Wänden des Fitz Roy und Poincenot entgegen. Mit dem Zahnbürstl im Mund stehen wir da und staunen über diese Pracht - offener Mund geht gerade schlecht! Nur 20 Sekunden später ist das Rot-Orange vorbei und nach weiteren 5 Minuten erstrahlen die Wände im Sonnenlicht und geben noch einmal einen wunderschönen Anblick.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Glaciar Piedras Blancas. Eine Stunde dauert der Weg und zum Schluss klettern wir zwischen riesigen Granitblöcken herum, bevor wir am Gletschersee ankommen und einen fantastischen Blick auf den Gletscher haben. Dort sitzen wir für eine Weile und bestaunen die Eisbrocken die immer wieder abbrechen und unter lautem Getöse in die Tiefe rauschen.

Nach unserer Rückkehr ins Camp zeigt sich der Gipfel des Fitz Roy endlich ohne Wolken. Ein wahnsinns Berg. Wir bestaunen ihn eine Weile, bevor wir packen und uns auf den kurzen Weg zum Camp Laguna Capri machen.
Dort finden wir einen sehr schön gelegenen Platz für unser Zelt. Daneben gleich ein kristallklarer See und einige Aussichtspunkte. Nach dem Aufbau der Unterkunft gibts Körperpflege. Wie die letzten Tage auch etwas erfrischend. Heute noch schöner, da man sich ganz ins Wasser legen kann, um eine Reinigung des geschundenen Körpers durchzuführen und nicht nur im Fluss stehend.
Den Sonnenuntergang genießen wir mit Blick auf die Lagune und dahinter dem gewaltigen Fitz Roy.

Am nächsten Tag stehen wir wieder früh auf, um den Sonnenaufgang zu sehen. Diesmal sind wir mit dem Zähneputzen fertig und warten auf das schöne rote Leuchten. Einfach ein unglaublicher Augenblick, wenn die Morgensonne die gewaltige Wand des Fitz Roy rot färbt. Noch schöner, wenn sich das Ganze in der Lagune spiegelt. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg nach El Chaltén. Am Nachmittag sind wir dann auch wieder zurück in El Calafate und quartieren uns wieder im schon bekannten Hostel ein.

Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter. Vier so schöne Tage sind sehr selten und wir sind froh und glücklich, dass wir diese Tage in der wunderschönen Landschaft verbringen durften.
Argentinien - Fitz Roy, Cerro Torre

Samstag, 13. Oktober 2012

Perito Moreno Gletscher - El Calafate

Nach unserem Roadtrip quartieren wir uns in El Calafate ein, um uns ein wenig zu erholen.
Wir finden ein Hostal, das zur Abwechslung gut organisiert ist, und keine Frostbeulen entstehen läßt- es gibt Fußbodenheizung!
Hier gibt es nicht viel zu tun, außer durch die skiortmäßige Hauptstraße zu flanieren.

Ein Highlight gibt es hier jedoch in der Nähe, den Perito Moreno Gletscher. Da wir immer noch da Mietauto haben, machen wir uns nach 2 Rasttagen auf den Weg zum Los Glaciares Nationalpark. Wir sind früh dran, und müssen am Eingang sogar warten bis der Park öffnet. Dafür können wir dieses Naturschauspiel einige Zeit ganz alleine bestaunen.
Der Gletscher erstreckt sich am  Berg über 20km Breite und wird dann in eine Engstelle von 4km gequetscht, bevor er sich wieder auf ca. 5km Breite entfaltet und in den Lago Argentino kalbt. Die Eiswand vor der wir stehen ragt bis zu 80 Metern auf. Der Gletscher schiebt mit 1 Meter pro Tag in den See und so können wir immer wieder beobachten, wie Eistürme abbrechen, in den See stürzen und große Wellen erzeugen.
Das der Gletscher 80 Meter in die Höhe ragt kann man sich gar nicht vorstellen, da man meist auf höher gelegenen Wegen und Aussichtsplattformen unterwegs ist. Wenn man aber auf die untersten Plattformen wandert, kann man das wahre Ausmaß erkennen.
Alle ca. 3-4 Jahre schiebt sich der Gletscher bis auf das Festland, wo die Wege und Plattformen sind, vor und sperrt so die Verbindung zweier Seearme ab. Somit kann der eine Teil des Sees nicht mehr abfließen und das Wasser staut sich bis zu 30m hoch auf, bis der Druck zu groß wird und die absperrende Eisbrücke in einem wahnsinnigen Schauspiel zerbricht. Leider war das schon im letzen Jahr :-)

Nach dem Besuch des Gletschers fahren wir noch zum Lago Roca, ein schöner See mit schöner Berglandschaft und einer Estancia am Ende der Straße/Welt.
Argentinien - Perito Moreno, El Calafate

Dienstag, 9. Oktober 2012

Roadtrip - Ruta 40 Süden

Nachdem wir die Grenze passiert haben, machen wir in Perito Moreno einen kurzen Tank- und Versorgungsstop. Hier bekommen wir auch die Information, das sich die Ruta 40 in sehr gutem Zustand befindet. Somit erreichen wir bereits um kurz nach 17Uhr die Höhlen "Cueva de las Manos", und können noch an einer Tour teilnehmen. Die Höhlen sind bekannt, da sehr viele negativ Abdrücke von Händen und Zeichnungen auf den Felsen gefunden wurden, die aus drei verschiedenen Epochen (die ältesten 13000 Jahre alt) stammen. Die Höhlen liegen in der sehr schönen Schlucht Canón de Rio Pinturas. Die Tour zieht sich etwas in die Länge, wir sind keine "Geführten Tour-Touristen", daher gibt es nur ein kurzes Abendessen im Auto. Da hier weit und breit nichts ist und wir auch keinen Platz zum Zelten finden fahren wir noch weiter, auf sehr schlechten Straßen, bis wir uns gegen 21:30 einfach neben der Straße in einen Ausbuchtung stellen und unser Zelt hinter einem Weidezaun aufbauen.

Der nächste Morgen bringt einen sehr schönen Sonnenaufgang in der Steppe. Nach dem Frühstück starten wir wieder und sind bald in der Mega-Metropole Bajo Caracoles, mit ca. 20 Häusern. Die Tankstelle hat heute (vielleicht auch morgen?) keinen Sprit mehr, zum Glück haben wir noch einen vollen Tank und fahren gleich weiter.
Wir haben noch ca. 500km bis nach El Calafate. Die Straße ist sehr gut. Fast alles ist neu asphaltiert und nur einige Abschnitte sind noch Schotterpiste. Die Straße verläuft oft 50km Kerzengerade durch die Steppe und das Bankett neben der Straße ist so breit, da würde "Kohlbach" gleich eine ganze Siedlung unterbringen.
Zu sehen gibt es landschaftlich nicht viel, dafür sind direkt neben der Straße immer wieder Guanakos zu sehen und auch eine Strauß-Familie sehen wir.
Da uns das Zeltplatz suchen schon nicht mehr freut, kochen wir auf einem Parkplatz noch Abendessen und genießen es mit Aussicht auf den Fitz-Roy. Danach fahren wir noch die letzten ca. 100km und kommen um 9 Abends in El Calafate an. Wir sind müde und quartieren uns im America del Sur-Hostel ein.

Über 3100km sind wir gefahren. Eigentlich hätten wir das Auto noch für weitere 3 Tage, aber durch die guten Bedingungen der Ruta 40 haben wir unser Ziel schon früher erreicht. Jetzt rasten wir uns aus. 4 Nächte in nicht immer guten Hostels und 6 oft sehr kalte Nächte im Zelt müssen erst verdaut werden.
Die Route von San Martin de los Andes nach Chile bis nach Caleta Tortel und zurück nach Argentinien, runter bis El Calafate ist landschaftlich einfach unglaublich schön. Besonders die Carretera Austral in Chile ist ein Traum. Hier müsste man sich 2 Monate oder mehr Zeit nehmen und sich an den verschiedenen Orten länger aufhalten, um einen besseren Eindruck zu bekommen. Es hat sich auf jeden Fall ausgezahlt ein Mietauto zu nehmen und die Strecke selbst zu bewältigen.

Argentinien - Roadtrip - Ruta 40 Süden

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Roadtrip - Carretera Austral

In Chile führt uns unsere Reise zuerst Richtung Norden, nach Chaiten. Der Ort erlangte 2008 durch einen Vulkanausbruch traurige Berühmtheit. Die dort lebenden Menschen mussten fluchtartig ihre Häuser verlassen und vor dem Schlamm und der Asche fliehen. Die Bilder gingen um die Welt. Heute leben schon wieder viele Menschen dort. Man sieht das Ausmaß der Zerstörung aber noch sehr deutlich. Viele Häuser wurden noch nicht abgerissen und stehen wie damals verlassen dort. Daneben stehen wieder reparierte Häuser und auch ganz neu aufgebaute. Wir sehen uns von einem Aussichtspunkt die eigentlich sehr schön gelegene Stadt und Bucht an, danach fahren wir wieder Richtung Süden.
Leider wird das Wetter am Nachmittag schlecht und wir entscheiden uns bis nach Puyuhuapi weiter zu fahren und uns dort ein Zimmer zu nehmen. Gute Entscheidung, denn als wir dort um halb Sieben abends ankommen schüttet es wie aus Kübeln.

Der nächste Tag soll anscheinend nicht besser werden und so ziehen wir gleich weiter. Die Hoffnung auf den nahe gelegenen Nationalpark Queulat haben wir schon beinahe aufgegeben, entscheiden uns dann aber doch noch hin zu fahren. Wir starten eine 2,5h Wanderung und stapfen mit Poncho bekleidet durch den Matsch. Der Weg führt durch einen Jungle und soll uns zu einem Aussichtspunkt führen. Als wir dort ankommen, haben wir Glück. Die Wolken lichten sich und die Sonne kommt hervor. Somit haben wir freie Sicht auf das Highlight, den hängenden Gletscher "Ventisquero Colgante". Der Gletscher schiebt sich über eine riesige Felswand und aus ihm sprudeln zwei Wasserfälle in die tiefer gelegene Lagune. Ein wirklich traumhafter Anblick.
Am Nachmittag starten wir wieder, und die Strecke ist durch das wechselnde Wetter sehr fotogen. Sonne, Regen, Nebel und Regenbögen wechseln sich ab. Leider wird gegen Abend, unserer Zeltplatzsuchzeit, das Wetter wieder schlechter und so müssen wir uns in Coyhaique ein Hostal suchen.

Am nächsten Tag schlendern wir ein wenig durch Coyhaique, bevor wir die super Strecke nach Puerto Rio Tranquillo fahren. Dort kommen wir gegen 16:30 an und erfahren das um 17 Uhr eine Bootstour zu den "Castillo de Marmol" stattfindet. Da fahren wir gleich mit. Nach 20min auf rauhem See sind wir am Ziel des Ausflugs. Aus den Marmor-Felsen hat das Wasser wunderschöne Höhlen geformt. Die Farben des Gesteins und des Wassers sind wunderbar.
Nach der Tour starten wir noch Richtung "Bahia Exploradores". Da es schon dämmert, schlagen wir nach ca. 1h Fahrt unser Zelt in dem schönen Tal auf.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter bis zu einem Aussichtspunkt von wo aus man einen Blick auf den höchsten Berg Patagoniens haben sollte und auf einen riesigen Gletscher. Den Berg sehen wir aufgrund von Wolken leider nicht und der Gletscher ist immer noch groß, aber man sieht wie weit er sich schon zurückgezogen hat. Ein wirklich trauriger Anblick.
Da unsere Karte sagt es geht noch weiter ins Nichts, fahren wir weiter bis wir an einer Baustelle, wo gerade eine Brücke gebaut wird, gestoppt werden. Dort ist am scheinbaren Ende der Welt ein Flugfeld. Leider sind keine Flüge für uns frei und so starten wir wieder zurück nach Puerto Rio Tranquillo, wo wir weiter auf der Carretera Austral südlich fahren.
Jetzt kommt einer der bisher schönsten Abschnitte. Der Blick auf den "Lago General Carrera" und die dahinter liegenden Berge ist majästätisch. Wir haben Glück. Durch die starken Regenfälle sind die Berge oben komplett weiß und geben somit ein wunderbares Bild. Es ist, als würde es mich zu diesen Bergen ziehen, auch wenn man wahrscheinlich nur mit einem Boot hinkommt. Eine total verlassene und wilde Gegend. Am liebsten würde ich mit den Tourenskiern rauf gehen und runter powdern - a bißal Rinn ausputz'n. Markus, wo bist du? :-)
Die Fahrt führt weiter an wilden Flüssen und das Bergpanorama ist einfach ein Wahnsinn.
In Cochrane beschließen wir noch ein Stück Richtung Caleta Tortel zu fahren, bis wir einen Zeltplatz am Fluss finden.

Die letzten 30km nach Caleta Tortel bewältigen wir am nächsten Tag. Leider übersehe ich ein Schlagloch und so verlieren wir eine Radkappe. Auch die Stahlfelge nimmt Schaden und wir haben etwas wenig Luft im Reifen. In Caleta Tortel hilft uns jemand den Reifen aufzupumpen und rät uns zur Weiterfahrt mit dem Reifen ab. Daher wechseln wir den Reifen. Bis zum nächsten Mechaniker muss der Reservereifen herhalten.
Caleta Tortel war früher nur per Boot zu erreichen. Das Dorf hat keine Straßen, sondern nur Holzstege, die die Häuser verbinden. Die Häuser sind meist auf Stelzen im Wasser, oder in den Berghängen der Bucht gebaut und auch die öffentlichen Plätze sind auf Stelzen im Wasser errichtet. Wir finden eine Unterkunft, wo es zumindest in der Küche angenehm warm ist. Außerdem fragen wir die Gastgeberin, ob sie uns nicht etwas zum Abendessen machen könnte. Klar, kein Problem. Danach versuchen wir auf einen Aussichtspunkt zu gelangen. Als wir die Stege verlassen und am Festland weitergehen, versinken wir aber immer mehr im Matsch und so lassen wir den Aussichtspunkt sein. Stattdessen setzen wir uns auf einen großen Felsen und bewundern die Bucht und die Berge. Nach kurzer Zeit kreisen bis zu 6 Kondore über unseren Köpfen. Einfach unglaublich.

Die Nacht war sehr stürmisch und es hat auch geregnet, also machen wir uns früh auf den Rückweg nach Cochrane. Wir haben Glück und finden die am Vortag verlorene Radkappe. In Cochrane suchen wir einen Mechaniker, der unsere Stahlfelge reparieren kann. Wir fragen am Hauptplatz einfach einen Passanten und der kennt einen. Also schnell eingestiegen und er zeigt uns den Weg. Der Mechaniker ist gerade beim Essen, aber alles kein Problem. Kurz den Schlegl geholt und ein paar Mal auf die Felge eingedroschen - passt. Alles wieder gut, kann wieder montiert werden. Unglaublich nett und hilfsbereit.
Da es noch nicht so spät ist starten wir zuerst wieder Richtung Norden, auf bereits bekannter Strecke, bis wir am Lago General Carrera rechts abbiegen und an der Südost-Seite des See's Richtung Argentinische Grenze fahren.
Wir haben ein wenig Stress, da uns gestern ein junger Chilene Angst wegen der Ruta 40 in Argentinien gemacht hat. Er meint die Straße ist sehr schlecht und wir sollen überlegen, ob wir nicht den Umweg über die Atlantikküste machen. Ca. 500km weiter, dafür Asphaltstraße.
Jetzt kommt wieder das leidige Zeltplatzsuch-Thema. Leider ist die Straße vom schönen See schon etwas entfernt und alle Stichstraßen sind mit Gattern versperrt, bis wir eine Offene finden. Der folgen wir einige Kilometer und plötzlich taucht ein Haus auf. Eine ältere Dame kommt raus und auf die Frage ob wir auf ihren Grund zelten können, sagt sie gleich natürlich, dort drüben gibt es einen Weg zum See. Und so haben wir einen super Zeltplatz am See, mit vorhandener Feuerstelle.

Die Nacht ist wieder Sternenklar und der Morgen bringt Abkühlung. Aber nicht das Wetter ist kalt, nein, wir waschen uns im eiskalten See.
Danach geht's weiter mit super Landschaft und zu Mittag sind wir an der Grenze. Die Ausreise aus Chile ist wieder ganz einfach, nur die argentinische Einreise dauert. Die können ihre eigenen Formulare nicht lesen und so brauchen wir wieder 45min.
Jetzt folgen wir wieder der Ruta 40 in Argentinien nach Süden.

Sind ein wenig mehr Fotos geworden, hoffentlich ist uns keiner böse ;-)
Chile - Roadtrip - Carretera Austral