Mittwoch, 3. Oktober 2012

Roadtrip - Carretera Austral

In Chile führt uns unsere Reise zuerst Richtung Norden, nach Chaiten. Der Ort erlangte 2008 durch einen Vulkanausbruch traurige Berühmtheit. Die dort lebenden Menschen mussten fluchtartig ihre Häuser verlassen und vor dem Schlamm und der Asche fliehen. Die Bilder gingen um die Welt. Heute leben schon wieder viele Menschen dort. Man sieht das Ausmaß der Zerstörung aber noch sehr deutlich. Viele Häuser wurden noch nicht abgerissen und stehen wie damals verlassen dort. Daneben stehen wieder reparierte Häuser und auch ganz neu aufgebaute. Wir sehen uns von einem Aussichtspunkt die eigentlich sehr schön gelegene Stadt und Bucht an, danach fahren wir wieder Richtung Süden.
Leider wird das Wetter am Nachmittag schlecht und wir entscheiden uns bis nach Puyuhuapi weiter zu fahren und uns dort ein Zimmer zu nehmen. Gute Entscheidung, denn als wir dort um halb Sieben abends ankommen schüttet es wie aus Kübeln.

Der nächste Tag soll anscheinend nicht besser werden und so ziehen wir gleich weiter. Die Hoffnung auf den nahe gelegenen Nationalpark Queulat haben wir schon beinahe aufgegeben, entscheiden uns dann aber doch noch hin zu fahren. Wir starten eine 2,5h Wanderung und stapfen mit Poncho bekleidet durch den Matsch. Der Weg führt durch einen Jungle und soll uns zu einem Aussichtspunkt führen. Als wir dort ankommen, haben wir Glück. Die Wolken lichten sich und die Sonne kommt hervor. Somit haben wir freie Sicht auf das Highlight, den hängenden Gletscher "Ventisquero Colgante". Der Gletscher schiebt sich über eine riesige Felswand und aus ihm sprudeln zwei Wasserfälle in die tiefer gelegene Lagune. Ein wirklich traumhafter Anblick.
Am Nachmittag starten wir wieder, und die Strecke ist durch das wechselnde Wetter sehr fotogen. Sonne, Regen, Nebel und Regenbögen wechseln sich ab. Leider wird gegen Abend, unserer Zeltplatzsuchzeit, das Wetter wieder schlechter und so müssen wir uns in Coyhaique ein Hostal suchen.

Am nächsten Tag schlendern wir ein wenig durch Coyhaique, bevor wir die super Strecke nach Puerto Rio Tranquillo fahren. Dort kommen wir gegen 16:30 an und erfahren das um 17 Uhr eine Bootstour zu den "Castillo de Marmol" stattfindet. Da fahren wir gleich mit. Nach 20min auf rauhem See sind wir am Ziel des Ausflugs. Aus den Marmor-Felsen hat das Wasser wunderschöne Höhlen geformt. Die Farben des Gesteins und des Wassers sind wunderbar.
Nach der Tour starten wir noch Richtung "Bahia Exploradores". Da es schon dämmert, schlagen wir nach ca. 1h Fahrt unser Zelt in dem schönen Tal auf.

Am nächsten Morgen fahren wir weiter bis zu einem Aussichtspunkt von wo aus man einen Blick auf den höchsten Berg Patagoniens haben sollte und auf einen riesigen Gletscher. Den Berg sehen wir aufgrund von Wolken leider nicht und der Gletscher ist immer noch groß, aber man sieht wie weit er sich schon zurückgezogen hat. Ein wirklich trauriger Anblick.
Da unsere Karte sagt es geht noch weiter ins Nichts, fahren wir weiter bis wir an einer Baustelle, wo gerade eine Brücke gebaut wird, gestoppt werden. Dort ist am scheinbaren Ende der Welt ein Flugfeld. Leider sind keine Flüge für uns frei und so starten wir wieder zurück nach Puerto Rio Tranquillo, wo wir weiter auf der Carretera Austral südlich fahren.
Jetzt kommt einer der bisher schönsten Abschnitte. Der Blick auf den "Lago General Carrera" und die dahinter liegenden Berge ist majästätisch. Wir haben Glück. Durch die starken Regenfälle sind die Berge oben komplett weiß und geben somit ein wunderbares Bild. Es ist, als würde es mich zu diesen Bergen ziehen, auch wenn man wahrscheinlich nur mit einem Boot hinkommt. Eine total verlassene und wilde Gegend. Am liebsten würde ich mit den Tourenskiern rauf gehen und runter powdern - a bißal Rinn ausputz'n. Markus, wo bist du? :-)
Die Fahrt führt weiter an wilden Flüssen und das Bergpanorama ist einfach ein Wahnsinn.
In Cochrane beschließen wir noch ein Stück Richtung Caleta Tortel zu fahren, bis wir einen Zeltplatz am Fluss finden.

Die letzten 30km nach Caleta Tortel bewältigen wir am nächsten Tag. Leider übersehe ich ein Schlagloch und so verlieren wir eine Radkappe. Auch die Stahlfelge nimmt Schaden und wir haben etwas wenig Luft im Reifen. In Caleta Tortel hilft uns jemand den Reifen aufzupumpen und rät uns zur Weiterfahrt mit dem Reifen ab. Daher wechseln wir den Reifen. Bis zum nächsten Mechaniker muss der Reservereifen herhalten.
Caleta Tortel war früher nur per Boot zu erreichen. Das Dorf hat keine Straßen, sondern nur Holzstege, die die Häuser verbinden. Die Häuser sind meist auf Stelzen im Wasser, oder in den Berghängen der Bucht gebaut und auch die öffentlichen Plätze sind auf Stelzen im Wasser errichtet. Wir finden eine Unterkunft, wo es zumindest in der Küche angenehm warm ist. Außerdem fragen wir die Gastgeberin, ob sie uns nicht etwas zum Abendessen machen könnte. Klar, kein Problem. Danach versuchen wir auf einen Aussichtspunkt zu gelangen. Als wir die Stege verlassen und am Festland weitergehen, versinken wir aber immer mehr im Matsch und so lassen wir den Aussichtspunkt sein. Stattdessen setzen wir uns auf einen großen Felsen und bewundern die Bucht und die Berge. Nach kurzer Zeit kreisen bis zu 6 Kondore über unseren Köpfen. Einfach unglaublich.

Die Nacht war sehr stürmisch und es hat auch geregnet, also machen wir uns früh auf den Rückweg nach Cochrane. Wir haben Glück und finden die am Vortag verlorene Radkappe. In Cochrane suchen wir einen Mechaniker, der unsere Stahlfelge reparieren kann. Wir fragen am Hauptplatz einfach einen Passanten und der kennt einen. Also schnell eingestiegen und er zeigt uns den Weg. Der Mechaniker ist gerade beim Essen, aber alles kein Problem. Kurz den Schlegl geholt und ein paar Mal auf die Felge eingedroschen - passt. Alles wieder gut, kann wieder montiert werden. Unglaublich nett und hilfsbereit.
Da es noch nicht so spät ist starten wir zuerst wieder Richtung Norden, auf bereits bekannter Strecke, bis wir am Lago General Carrera rechts abbiegen und an der Südost-Seite des See's Richtung Argentinische Grenze fahren.
Wir haben ein wenig Stress, da uns gestern ein junger Chilene Angst wegen der Ruta 40 in Argentinien gemacht hat. Er meint die Straße ist sehr schlecht und wir sollen überlegen, ob wir nicht den Umweg über die Atlantikküste machen. Ca. 500km weiter, dafür Asphaltstraße.
Jetzt kommt wieder das leidige Zeltplatzsuch-Thema. Leider ist die Straße vom schönen See schon etwas entfernt und alle Stichstraßen sind mit Gattern versperrt, bis wir eine Offene finden. Der folgen wir einige Kilometer und plötzlich taucht ein Haus auf. Eine ältere Dame kommt raus und auf die Frage ob wir auf ihren Grund zelten können, sagt sie gleich natürlich, dort drüben gibt es einen Weg zum See. Und so haben wir einen super Zeltplatz am See, mit vorhandener Feuerstelle.

Die Nacht ist wieder Sternenklar und der Morgen bringt Abkühlung. Aber nicht das Wetter ist kalt, nein, wir waschen uns im eiskalten See.
Danach geht's weiter mit super Landschaft und zu Mittag sind wir an der Grenze. Die Ausreise aus Chile ist wieder ganz einfach, nur die argentinische Einreise dauert. Die können ihre eigenen Formulare nicht lesen und so brauchen wir wieder 45min.
Jetzt folgen wir wieder der Ruta 40 in Argentinien nach Süden.

Sind ein wenig mehr Fotos geworden, hoffentlich ist uns keiner böse ;-)
Chile - Roadtrip - Carretera Austral

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